Seit mindestens 2019 trainieren auf dem Sportkomplex an der Rennbahnstraße Faschisten. War die Trainingsgruppe zunächst eine bunte Mischung aus NPD, Identitärer Bewegung und Mitgliedern der Jungen Alternative, die auf dem Fußballplatz trainierte, ist es nun hauptsächlich der Dritte Weg, der sich hier zweimal die Woche unter dem Dach des Vereins TSC Preußen 97 in einer Trainingshalle auf dem Gelände trifft. Neben einigen gleichgebliebenen Trainingsteilnehmern, die mittlerweile zum Dritten Weg gewechselt sind, ist auch der Trainer nach wie vor der selbe. Es ist der Vorsitzende dieses, bereits seit mehr als zwanzig Jahren dort geduldeten Vereins, Manfred Rutz.
Während die Kampfsporttrainings des Dritten Wegs auf öffentlichen Plätzen und in Parkanlagen, abgesichert durch kampfsporterprobte und oft bewaffnete Kader, den Versuch einer Machtdemonstration und der rechten Raumnahme darstellen, dient die im Sportkomplex genutzte Halle den Faschisten als sicherer Rückzugsort, um für den Straßenkampf zu trainieren. Mit dem Kampfsportangebot versuchen sie außerdem vor allem männliche Jugendliche anzuwerben, in ihre Strukturen einzugliedern und quasi nebenbei mit faschistischer Ideologie zu indoktrinieren. Die Nazi-Trainings haben auch Auswirkungen auf den Kiez. Neben einem vermehrten Aufkommen von faschistischen Stickern und Schmierereien in unmittelbarer Nähe der Anlage kommt es auch immer wieder zu Bedrohungen und Angriffen durch die Mitglieder des Dritten Wegs und der dazugehörigen Jugendorganisation „Nationalrevolutionäre Jugend“ (NRJ) auf alle Menschen, die nicht in deren rechtes Weltbild passen. So wurden Nutzer:innen der beiden Pankower Jugendzentren Bunte Kuh und JUP bereits mehrfach bedroht und die Gebäude beschmiert und beschädigt. Die faschistische Organisation ist berlinweit aktiv. Auch in anderen Bezirken kam es bereits zu Angriffen und dem Versuch durch verstärkte Präsenz auf der Straße insbesondere queere, von Rassismus Betroffene und linke Menschen zu bedrohen und einzuschüchtern. Ein Höhepunkt dieser Gewalteskalation war Anfang Juli der Angriff auf Menschen am Ostkreuz, die zu einer antifaschistischen Demonstration gegen den Dritten Weg nach Hellersdorf fahren wollten. Besonders hervor tut sich bei all dem die NRJ, eine Gruppe junger Faschisten rund um den im Neumannkiez wohnenden Erik St.. Die Sporthalle in der Rennbahnstraße stellt neben dem Bezirk Hellersdorf, in dem viele der „Kader“ leben, und dem Neumannkiez in Pankow für die Faschisten eine „Homezone“ dar.
Aber für Faschisten darf es keine Wohlfühlorte geben! Wo Faschisten sich sicher fühlen entstehen für alle, die nicht in ihr menschenfeindliches Weltbild passen, Unsicherheits- und Angsträume. Einer großen Zahl von Menschen wird die sichere Nutzung von öffentlichen Sportanlagen damit verwehrt. Deshalb müssen wir dafür sorgen, dass die Nazi-Trainings im Sportkomplex schnellstmöglich gestoppt werden. Auch einige der Sportvereine, die im Sportkomplex trainieren, und Anwohnende haben sich bereits klar gegen die Nutzung des Sportkomplex durch die Neonazis positioniert. Berliner Sportvereine haben auch schon eine Erklärung veröffentlicht und sich gegen die Nutzung von bezirklichen Sportplätzen durch faschistische Gruppen ausgesprochen.
Wir wollen dieser Forderung gemeinsam mit euch Nachdruck verleihen. Kommt am 06.10 mit uns auf die Straße und lasst uns den Faschos zeigen, wem diese gehört: nämlich all den Menschen, die sicher und solidarisch miteinander in Pankow leben wollen – Ohne Rassismus, Antifeminismus und Queerfeindlichkeit!
Wir fordern den Bezirk dazu auf den Beschluss der letzten BVV umzusetzen und dem TSC Preußen 97 und seiner braunen Brut die Nutzung der Halle zu untersagen!
Wir fordern den Senat dazu auf Faschisten den Zugang zu öffentlichen Trainingshallen berlinweit zu verwehren!
Schluss mit den Kampfsporttrainings – Pankow bleibt antifaschistisch!
Im Prozess um den rassistischen Übergriff auf Dilan S. Im Februar 2022 am S-Bahnhof Greifswalder Strasse gibt es Neuigkeiten.
Matthias Strube, der zu den AnfreigerInnen zählt, hatte einen Antrag vor dem Landgericht Berlin auf Berufung gegen das Urteil vom April 2023 gestellt.
Die Initiative „Schaut nicht weg“ rief erneut dazu auf, in Solidarität mit Dilan das Prozessgeschehen zu begleiten. Am 28. Juni 2024 versammelten sich mehrere Antifaschist*innen um 09:20 Uhr vor dem Landgericht Berlin.
Der ursprüngliche Raum war kurzfristig geändert worden. Eine der Prozessbegleiter*innen berichtetet, dass sie von einem Justizmitarbeiter zum falschen Raum geleitet worden war und den Prozessraum erst später finden konnte.
Strube kommt erneut ohne Verteidiger*in zum Prozess. Er Alleine sitzt im vorderen Teil des Raumes bei den Richter*innen und der Staatsanwaltschaft, die Prozessbegleitung sitzt im hinteren Teil des Raumes.
Ende April letzten Jahres war Matthias Strube wegen Beleidigung und Bedrohung verurteilt worden. Hiergegen hat er Revision eingelegt.
Kurzabriss zum Tathergang (2022) und Prozessaussagen (2023) Die TäterInnen Heiko Schwertner (44), Jennifer Gaertner (33), René Hilgendorf (52), Jennifer Mularczyk (24), Mattias Strube (43), Cornelia Ritter (55) (1) feiern am 5. Februar 2022 Jennifer Gaertners Geburtstag und sind auf dem Weg zu der von ihr betriebenen Kneipe Ariya Lounge (2) in der Greifswalder Str. 157. In der Tram zettelt die Gruppe einen Streit mit Dilan an. Es fallen Aussagen wie „Du kannst dich nicht so Verhalten in diesem Land“, „Geh dorthin, wo du herkommst“ oder „Verpiss dich aus meinem Land!“. Die Aussage „Ein deutscher Pass macht dich nicht zu einer Deutschen.“ wurde im Prozess 2024 mutmaßlich Heiko Schwertner zugeordnet. Da die getätigten Aussagen im Prozess 2023 nicht eindeutig Personen der Gruppe zugeordnet werden konnten, konnte auch nicht für alle Aussagen konkret jemand belangt werden. Jennifer Gaertner wiederum gab zu Dilan als „Kana***vieh“ und „Schl****“ bezeichnet zu haben.
Gaertner wird wegen Körperverletzung und Beleidigung zu einer Bewährungsstrafe von acht Monaten verurteilt, Ritter wegen gefährlicher Körperverletzung zu sechs Monaten. Schwertner bekommt wegen Beihilfe sechs Monate auf Bewährun. Hilgendorf und Mularczyk werden freigesprochen, Strube erhält wegen Beleidigung, Beihilfe und Bedrohung eine Geldstrafe. Erst im Laufe der Befragung gab er zu, dass er Dilan gedroht habe sie zu schlagen. Matthias Strube gab damals an: „Wir haben uns nur gewehrt.“ Rassismus habe für ihn keine Rolle gespielt. Als nicht sonderlich rassismussensibel zeigte sich während der Prozesstage im Fühjahr 2023 auch die zuständige Richterin. An der Aussage „Geh dorthin, wo du herkommst“ konnte sie nichts rassistisches finden.
Der Prozess beginnt damit, dass das Gericht vorliegende Bilder des Tathergangs betrachtet. Anwesende Journalist*innen und Prozessbeobachter*innen dürfen die Bilder nicht betrachten. Das Gericht beschreibt die Fotos. Dilan habe zwischen Jennifer Mularczyk. und Jennifer Gaertner gestanden, als Strube sich in das Gespräch einmischte. Er habe sich vor Dilan mit dem Rücken zu ihr gestellt, Dilan sei dann um Strube herumgelaufen und habe ihn von sich geschoben. Jennifer Gaertner sei näher zu Dilan gekommen und habe den Arm um Strube gelegt. Jennifer Mularczyk habe sich das Gesicht mit einem Schal bedeckt. Um 20:13 habe sich Dilan abgewendet und sich vor die Tram Tür gestellt.
Das Gericht fordert Matthias Strube nun auf den Verlauf des Geschehens zu beschreiben. Strube erzählt, er habe versucht deeskalierend auf Jennifer Gaertner zu wirken sodass sie „nicht groß rumschreit und hinterhergeht“. Er habe in seinen Armen einen kleinen Chihuahua gehalten und habe „gar nicht verstanden was los war“.
Weiter führt Strube nicht aus. Das Gericht und die Staatsanwaltschaft haben keine weiteren Fragen zu Strubes Schilderung.
Als nächstes sollen erst Dilan S. und dann die Zeugin Frau B. angehört werden. Beide sind nicht anwesend. Eine weitere Zeugin ist zur Aussage geladen worden: Jennifer Gaertner. Strube bezweifelt, dass Gaertner zum Prozess erscheinen würde, da er mit ihr seit letztem Jahr keinen Kontakt haben würde.
Das Gericht beschließt vor der Anhörung von Jennifer Gaertner bis 10:30 Uhr zu pausieren, empfiehlt jedoch nah am Prozessraum zu bleiben, da Gaertner nach Möglichkeit schon früher gehört werden könne. Um 10:30 Uhr hat Jennifer Gaertner bereits ausgesagt. In Ihrer Aussage spricht Gaertner von einem hohen Alkoholpegel während des Geschehens und sagt sie könne sich an nichts erinnern. Sie glaubt, Strube sei von Dilan geschubst worden, vielleicht auch nur berührt. Sie könne sich nicht erinnern, dass Matthias Strube etwas gesagt habe. Strube habe deeskalierend gewirkt. Er habe einen Hund auf dem Arm gehabt, habe also nichts machen können. Das Gericht pausiert erneut und setzt die Verhandlung ca. um 10:30 Uhr fort. Da die weitere Zeugin und Dilan nicht erschienen sind, verkündet das Gericht für die beiden jeweils ein Ordnungsgeld von 200 Euro, alternativ 4 Tage Ordnungshaft. Da keine weiteren Zeug*innen gehört werden können, sei das „Beweisprogramm“ somit durch.
Die Richterin sagt, dass das Verhalten von Strube anhand der vorliegenden Einschätzungen „nicht so gravierend“ sei, dass es mit „der harten Keule“ des Strafrechtes bestraft werden müsse. Das Gericht schlägt eine 500 Euro Strafe für Strube vor, die an eine wohltätige Organisation gespendet werden solle. Der Strafbestand der Beleidigung sei nicht gegeben, der der Bedrohung sei nicht sicher auszuschließen. Strube reagiert auf diesen Vorschlag mit „das ist doch nicht Ihr ernst“. Die Richterin reagiert auf ihn beschwichtigend. Auch wenn er die Bedrohung nicht so gemeint habe, könne es von der „Geschädigten“ so aufgenommen worden sein.
Strube wiederholt, er habe während der „ganzen Situation“ deeskalierendend gewirkt. Wenn es eine Bedrohung gegeben habe, sei die durch „andere Leute“ entstanden. Er beschreibt sich als „Partner“ der deeskalierend gewirkt habe.
Aus dem Kreis der antifaschistischen Prozessbegleiter*in werden vereinzelte Stimmen laut, die Unmut mit dem Vorgehen durch Geräusche signalisieren. Die Richterin wendet sich an eine Prozessbegleiter*in und verlangt nach Ruhe. Sie sagt, die Prozessbeobachter*innen würde nicht wissen was vorgefallen sei, worauf diese erwidert: „Und Sie wissen das?“. Die Richter*in sagt: „Ja.“. Die Hauptverhandlung wird unterbrochen, es wird u.A. auf die vereinzelten Störlaute verwiesen und gewarnt, dass die Prozessbeobachtrer*innen vom weiteren Vorgehen ausgeschlossen werden können.
In der Zeit der Unterbrechung, warten Dilans Unterstützer*innen vor dem Saal. Strube wird hereingerufen. Die Journalist*innen versuchen sich anzuschließen, werden aber nicht in den Raum gelassen. Aktivist*innen versuchen mit Angestellten der Justiz zu besprechen unter welchen Bedingungen mensch von der Verhandlung ausgeschlossen werden könne. Die Mitarbeiter*innen können keine Auskunft geben, sagen sie wissen es nicht. Die Journalist*innen rufen die Pressesprecherin des Gerichtes. Sie erklärt sich bereit in den Raum zu gehen um nachzusehen ob nicht doch schon weiter verhandelt werden würde. Die Richterin richtet aus, es würde ein Gespräch mit Strube geben, da dieser ja ohne Anwalt erschienen sei und deswegen aber keine Nachteile haben solle.
Nach dem Rechtsgespräch dürfen die Journalist*innen und die Begleiter*innnen zurück in den Raum. Die Richter*in erläutert: Die von Strube gäußerte Aussage „Mäuschen“ sei nicht herabwürdigend gewesen (Anm. ursprüngliches Komplettzitat: „Mäuschen, mach das noch mal und du fängst dir eine.“).
Strube wird das Angebot gemacht, ihm gegenüber die Anklage auf Grund von Geringfügigkeit fallenzulassen und die Ordnungsgeldbeschlüsse (auf Grund von Nichterscheinen) für Dilan und die Zeugin Frau B. aufzuheben. Matthias Strube stimmt zu. Das Verfahren wird eingestellt. Während Strube den Raum verlässt erklärt die Richterin erneut, in der Pause in der Strube mit dem Gericht allein war und Journalist*innen und Prozessbegleiterinnen nicht reindurften hätte keine „Geheimverhandlung“ sondern ein Gespräch mit ihm stattgefunden, man habe versucht ihm den Unterschied zwischen einem Freispruch und dem Einstellen eines Verfahrens zu erklären.
Strube ist Teil eines rechten Freundeskreises, der zum Großteil in Prenzlauer Berg-Ost beheimatet ist und aus dem auch die Gruppe die Dilan attakierte. Auch wenn Matthias Strube Dilan nicht rassistisch beleidigte oder schlug, so wird jedoch sehr deutlich dass er den Übergriff auf Dilan nicht als solchen sieht, sondern diesen zu einem Akt der Selbstverteidigung umlügt. Nicht nur vor Gericht. Kurz nach dem Übergriff teilte er auf Instagram ein Statement von Jennifer Mularczyk, in dem sie behauptete Dilan hätte sie angegriffen. Dass das Gegenteil der Fall wurde im Prozess deutlich.
Der mit Strubes Berufung verbundene Prozess ist für Dilan, die darum als Zeugin hätte auftreten sollen, eine Retraumatisierung bedeutet. Dass sie nicht erschienen ist, ist nur allzu nachvollziehbar. Strube ist das alles egal. Hauptsache er muss kein Geld zahlen und kann weiter mit seinen Nazifreunden die Zeit verbringen. Es bleibt stark anzuzweifeln, dass er und Gaertner keinen Kontakt mehr pflegen. Er wird auch weiterhin in diese Kreise eingebettet sein und auch zukünftig wahrscheinlich keine Empathie für das Opfer des Angriffs aufbringen.
(2) Nachdem öffentlich wurde dass die Kneipe ein rechter Treffpunkt ist gab Gaertner im Juni 2023 die Inhaberschaft ab. Der Laden hieß zwischendurch „Flodders“ und trägt jetzt den Namen „Zum Anker“.
REDEBEITRÄGE – Nazis im Prenzlauer Berg und Pankow
– Umgang mit Opfern von Nazigewalt durch Polizei und Justiz
– Widerstand gegen Gentrifizierung im Kiez
– antifaschistische Widerstandsgeschichte
SPIELPLATZ Wer mit Kindern vorbeischauen möchte: Direkt nebenan gibt es einen schönen Spieltplatz mit Bänken und vielen Klettermöglichkeiten.
AKTIV WERDEN. SELBER MACHEN. Ihr wollt euch antifaschistisch organisieren und wisst noch nicht wo? Auf dem Schaut nicht weg!-Kiezevent werden offene, antifaschistische Gruppen und Jugendgruppen sich und ihre Arbeit vorstellen.
___ Weitere Veranstaltungen in P-Berg/Pankow gegen Rechts:
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Kein Kiez für Nazis! Rechte Gewalt stoppen!
Demo gegen den Dritten Weg
Sa. 14.10.2023 14:00 Uhr | S-Bhf. Pankow
Org: La Rage – Berlin Ost
Demoplakat: download
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Den Aufruftext für das Kiezevent am 30. September und für die Demo am 14. Oktober findet ihr hier unten 👇
Ein Blumengeschäft aus dem Verschwöhrungsideologie- und Reichsbürgersumpf, direkt am Mauerpark? Ein neuer rechter Verlag auf der Prenzlauer Allee? Eventlocations und Bars in denen sich die Querdenkenszene die Klinke in die Hand geben?
Die Pandemie und die mit ihr gewachsenen Verschwöhrungsideologien sind auch am Prenzlauer Berg nicht spurlos vorbeigegangen. Neben einer ganzen Reihe rechter bis rechtsoffener, verstrahlter Polit-Akteure bleiben dem Kiez gleich mehrere Locations der Post-Querdenkenszene als „Hinterlassenschaft“ der Pandemiejahre. In diesen kann dieses politische Spektrum aktuell ungestört weiteragieren.
Wir wollen euch ein Update geben, was sich im Bereich rechter Locations in den letzten drei Jahren in Berlin Prenzlauer Berg getan hat. Hierbei werden wir auch darüber Berichten, wie es aktuell um das langjährige Problem rechter Konzerte und Faschokneipen in der Greifswalderstraße bestellt ist.
Zudem geben wir einen Kurzüberblick über rechte Übergriffe im Bezirk und über die Aktivitäten der „III. Weg-Jugend“ NRJ. Diese ist in Pankow angesiedelt und war in den letzten Monaten für mehrere Angriffe verantwortlich.
Informiert euch, bringt eure Freund*innen mit und trinkt ein Getränk mit uns am Tresen! Wir freuen uns auf euch.
Lesung mit Jakob Springfed aus Zwickau, über die Normalisierung rechter Alltagskultur und Nazigewalt in Ostdeutschland – und wie sich die Jugend und Zivilgesellschaft dagegen wehrt.
19:00 Uhr:
Input zu rechter Gewalt und rechten Treffpunkten in Prenzlauer Berg/Pankow mit „Schaut nicht weg!“ & Fach-und Netzwerkstelle [moskito]
19:30 Uhr:
Buchlesung mit anschließender Diskussion In vielen Teilen Ostdeutschlands ist der Alltag von Menschen, die sich für humanistische Werte einsetzten oder (mehrfach) marginalisiert sind, oft von Bedrohungen und Gewalt geprägt. Über die rechte Vorherrschaft, wie sie in etlichen ostdeutschen Regionen vorzufinden ist, haben der Zwickauer Aktivist Jakob Springfeld und der Journalist Issio Ehrich gemeinsam ein Buch geschrieben. „Unter Nazis“ ist Jakobs Geschichte, die Geschichte einer Zerreißprobe. Es geht um die harte Realität, auf die junge Menschen in Städten wie Zwickau stoßen, wenn sie sich beispielsweise wie Jakob für Klimagerechtigkeit oder gegen Rechts engagieren. Es geht aber auch darum, trotz aller Schwierigkeiten Wege zu finden sich zu engagieren.Die Stimme der Zivilgesellschaft muss lauter werdenund sie darf nicht nur nach Angriffen durch Neonazis gehört werden. Das Buch des 21-Jährigen wird von genau dieser Überzeugung getragen.Über den Schockmoment und das kurze Zeitfenster des Medieninteresses hinaus,soll für das Wirken der Menschendie im Osten zivilgesellschaftlich aktiv sind, Öffentlichkeit geschaffen werden. Am 11. September wird Springfeld in der Heinrich-Böll-Bibliothek aus seinem Buch lesen. Die Wahl des Ortes ist kein Zufall. Schließlich existiert hier in Prenzlauer Berg-Ost eine rechte Szene, von der immer wieder rechte Übergriffe ausgehen.Wir freuen uns daher auch über einen Austausch mit Jakob Springfeldüber die jeweiligen lokalen Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Zwickau und Ostberlin.
veranstaltet von der Initiative „Schaut nicht weg!“ und Fach-und Netzwerkstelle [moskito]. In Kooperation mit der Heinrich-Böll-Bibliothek
Prenzlauer Berg Ost, vor allem der Kiez um die Greifswalder Straße, hat bereits seit den 90ern ein (verstärktes) Problem mit Alltagsrassismus und Neonazis. Erst wenn im Kiez Rechte wieder zuschlagen, gerät mal wieder an die Öffentlichkeit, was hier seit Jahren (stattdessen „bereits lange“wg. dopplung seit jahren)unter der Oberfläche gärt: Nazischläger*innen greifen hier seit Jahren ungestört Leute ohne nenneswerte Konsequenzen an und verfügen mit Kneipen, wie der Arya Lounge oder Bierquelle, über etablierte soziale Treffpunkte. <em>Hervorgehoben</em>
Die Kneipenszene im Kiez duldet die Rechten in ihren Bars und bietet ihnen damit Rückzugs- und Ausgangspunkte für Gewalttaten. Wenn die Polizei mal gerufen wird, kommt sie zu spät oder geht rechten Taten nur halbherzig und ungenau nach.
Bierquelle austrocknen!
Dieser untragbare Zustand wird auch dadurch begünstigt, dass in Kneipen wie der Bierquelle (Naugader Strasse 1) bei bester Feierlaune auch mal der Hitlergruß gezeigt wird, dies aber durch manche Mitarbeiter*innen der Bar herunter gespielt wird. Zum einen ist so ein Auftreten dort in manch einer Saufrunde schon völlig normalisiert und damit auch für Betreiber*innen und Personal normaler Kneipenalltag, zum anderen will mensch sich durch Hausverbote für Rassist*innen auch nicht die Kund*innenschaft verärgern.
Über dem Tresen der Bierquelle hängt eine Plakette in den Reichsfarben, auf der in Frakturbuchstaben „Stammtisch“ steht und ein Reichsadler zu sehen ist. Unliebsamme Gäst*innen werden hier schon mal mit den Worten „Hier wird AfD gewählt“ aus der Bierquelle geworfen – so geschehen mit einem Mitglied der Grünen im Februar diesen Jahres. Deutsche Gemütlichkeit und Gastfreundschaft wie sie im Buche steht.
Ariya Lounge dicht machen!
Über die Ariya Lounge, vor allem aber über deren Besitzerin, wurde in den letzten Monaten bereits öfter berichtet.
Die Betreiberin Jenny G. hatte im Februar 2022 zusammen mit weiteren Freund*innen und Kamerad*innen eine 17-Jährige am S-Bahnhof Greifswalder Straße angeriffen. Diese wurde von ihr dabei sexistisch als „Schla**e“ und rassistisch als „Kanac***vieh“ beschimpft. Vor Gericht gab sie an, dass sowas schließlich im Suff schon mal rausrutschen kann. Sie selbst könne schließlich keine Rassistin sei, da ihr Ariya Lounge-Geschäftspartner Kurde sei. Wer am Wochenende die Bar betritt, bekommt einen guten Eindruck davon wer Jenny G.s Gäst*innen und Freund*innen sind. Die Bar in der Erich-Weinert-Straße 150 ist seit 2018 etablierter Treffpunkt und Wohlfühloase gealterter Ü40/Ü50-Faschos. An Freitag- oder Samstagabenden wird hier gesoffen, der BFC Dynamo abgefeiet und auch mal nach herzenslust abgehitlert.
Kein Kiez, keine Kneipe für Rassist*innen!
Die Faschos in Prenzlauer Berg-Ost sind neben den vielen anderen Facetten des alltäglichen Rassismus eine konkrete Berohung für Menschen, die nicht in ihr mörderisches Weltbild passen. Wir werden diese Zustände nicht länger hinnehmen. Wir wollen ein Viertel, in dem die Leute keine Angst haben müssen, verschieden zu sein, und befürchten müssen, angegriffen zu werden – um das zu erreichen, brauchen wir euch!
Kommt darum am 17. Juni zur Demo, zu den Veranstaltungen und unserer Kundgebung mit Konzert am 30. September. Beteiligt euch an der „Schaut nicht weg!“-Kampagne!
Save the dates:
Wir machen weiter!
8. Juli Demo Gegen den Dritten Weg in Marzahn/Hellersdorf (Org: OAT MaHe & JAP & Friends)
11./12. September Lesung: „Unter Nazis“ mit Jacob Springfeld (Org: Schaut nicht weg!)
16. September Demo Gegen den Dritten Weg und seine Freude. 14:30 Uhr Antomlnplatz (Org: Kein Kiez für Nazis!-Bündnis)
30. September HipHop-Konzert und Kundgebung 14 bis 22 Uhr auf der Greiswalder Straße (Org: Schaut nicht weg!)
cw: Es werden rassistische und sexistische Beleidigungen zitiert.
Im Februar 2022 wurde Dilan S. im Prenzlauer Berg von sechs Rechten am S-Bhf. Greifswalder Straße attackiert. Die Angreifer:innen, vorwiegend um die 40 und 50 Jahre alt, beschimpften die damals 17 jährige Schülerin mit Aussagen wie »geh zurück wo du her kommst«.
Die Haupttäterin Jennifer G. schlug auf sie ein, zog ihr an den Haaren und bezeichnete Dilan als »Schlampe« und »Kanackenvieh«. Jennifer G. ist Inhaberin der »Ariya Lounge« in der Greifswalder Straße 157, wo hin die Gruppe auch am Abend des Angriffs unterwegs war um G.‘s Geburtstag zu feiern. Die Bar ist die Stammkneipe der Täter:innen und ein beliebter Treffpunkt innerhalb der rechten und rechtsoffenen Kneipenszene im Prenzlauer Berg.
Am 27. April endete der Prozess gegen die Täter:innen mit Verurteilungen zu mehrmonatigen Bewährungsstrafen (Jennifer G., Heiko S., Cornelia R.) und einer Geldstrafe (Matthias St.). Zwei aus der Gruppe (René H. und Jennifer M.) wurden freigesprochen, was aus unserer Sicht ungerechtfertigt ist, da es sich bei dem Angriff um eine Gemeinschaftstat handelt. Während des gesamten Prozesses traten die Täter:innen überheblich auf, grinsten während Dilan redete und behaupteten, entgegen vorliegender Videobeweise, von Dilan sei die Aggression ausgegangen. Vier von ihnen kamen noch nicht einmal mit eigenen Anwält:innen, geschweigedenn dass sie bei allen Prozesstagen anwesend waren. Deutlicher hätten sie nicht zeigen können, wie wenig sie den Prozess ernst nehmen und wie sehr sie davon überzeugt sind damit schon irgendwie durchzukommen. Das verwundert nicht unbedingt, da sie in ihrem Alltag für ihren Rassismus defacto keinen Gegenwind erfahren. Die Gewissheit, dass ihre Machtposition unanagreifbar ist, hat Dilan offensiv in Frage gestellt, indem sie sich gegen die Faschos verbal zur Wehr setzte. Dilans Öffentlichmachung des Vorfalls und die Solidarisierung mit ihr haben in Berlin und auch weit darüber hinaus eine Problematik aufs Tableau gebracht: Nämlich die immer wiederkehrenden rechten Bedrohungen und Angriffe in Prenzlauer Berg-Ost. Ausgangspunkt dieser Angriffe ist die rechte/rechtsoffene Kneipenszene rund um die Greifswalder Straße. Die Leute, die Dilan angegriffen haben sind Teil dieses gefestigten Milieus – und das zum Teil schon seit über 20 Jahren. Heiko S. ist der Partner von Jennifer G., Kiezbekannter Rechter und bereits 14-fach vorbestraft: u.a. wegen Körperverletzung und dem Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen (z.B. Hiltergruß). Auch René H. ist im Stadtteil für rassistische Pöbeleien und Bedrohungen bekannt. So wie es aussieht werden die Verurteilungen im »Greifswalder Straße«-Prozess keine Symbolwirkung enfalten, die die rechten Übergriffe rund um die Greifswalder Straße eindämmt. Zumindest nicht auf lange Sicht. Es liegt darum an uns allen sich der Sache anzunehmen.
Um das Kneipenmiliieu als Ausgangspunkt rechter Angriffe zurückzudrängen, ist es darum wichtig, dass wir ihnen ihre Treffpunkte und Rückzugsräume wie die Ariya Lounge zu nehmen!
#schautnichtweg !
Zusammenstehen gegen rechte Gewalt! Ariya Loungebar dicht machen!Kundgebung:5. Mai 2023 – Prenzlauer Berg
17.00 UhrGreifswalder Str./Thomas–Mann–StraßeBündnis: „Schaut nicht weg!“
Am 05.Februar 2022 wurde die damals 17-jährige Dilan von drei Männern und drei Frauen in der Straßenbahnlinie M4 rassistisch angepöbelt. Als sie die Bahn an der Haltestelle Greifswalder Straße verließ, wurde sie von Personen aus der Gruppe angegriffen. Anstatt einzugreifen, wenn zum Teil über 50-jährige eine Jugendliche zusammenschlagen, schauten die umstehenden Passant*innen einfach nur weg. „Solidarität mit Dilan! 3. Prozesstag 17.04.“ weiterlesen
Am 05.02.2022 wurde die damals 17-jährige Dilan von drei Männern und drei Frauen in der Straßenbahnlinie M4 rassistisch angepöbelt. Als sie die Bahn an der Haltestelle Greifswalder Straße verließ wurde sie von Personen aus der Gruppe angegriffen. Anstatt einzugreifen, wenn zum Teil über 50-jährige eine Jugendliche zusammenschlagen, schauten die umstehenden Passant*innen einfach nur weg.
Am 05.02.2021 wurde die damals 17-jährige Dilan von drei Männern und drei Frauen in der Straßenbahnlinie M4 rassistisch angepöbelt und nach Verlassen der Bahn an der Haltestelle Greifswalder Straße angegriffen. Niemand der umstehenden Passant:innen half ihr. Dilan musste im Anschluss an den Angriff im Krankenhaus behandelt werden. „Solidarität mit Dilan! – Solidarische Prozessbegleitung Mo 16.01.23“ weiterlesen